Warum unterquert die Lethe in Hundsmühlen die Hunte? Kurzüberblick insbesondere für Neubürger

Warum unterquert die Lethe in Hundsmühlen die Hunte?
Kurzüberblick insbesondere für Neubürger

In Hundsmühlen gibt es eine Besonderheit, die ihresgleichen sucht. Zwei Flüsse als natürliche Gewässer unterqueren sich, sie fliessen nicht ineinander und verzweigen sich wieder, nein: sie unterqueren sich und bleiben eigenständige Gewässer.

Aufmerksame Radler oder Spaziergänger haben, wenn sie auf dem Huntedeich in Richtung Tungeln unterwegs waren, sicher bemerkt, dass im Bereich des Endes der Bebauung in Hundsmühlen die Hunte durch einen großen zweiröhrigen Durchlass (Düker) unterquert wird. Diese Art der Unterquerung stellt nahezu ein Novum dar. Sie steht in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Bau des Küstenkanals und der Errichtung des Stromkraftwerks am Ende des Achterdieks in Richtung Oldenburg.

Es gibt sehr viele äußerst interessante Details, deren Darstellung den Leser an dieser Stelle überfrachten würden. Sie sind zum Teil nachzulesen in der Chronik von Hundsmühlen. Interssiertre Käufer können sie noch jetzt in der Wittemoor-Apotheke in Hundsmühlen einsehen und kaufen.

Zur Fragestrellung:
Die Lethe entspringt in Halen (Gemeinde Emstek), fließt in Richtung Oldenburg und mündet in den Osternburger Kanal. Sie hat eine Gesamtlänge von 36,5 km. Die Lethe dient der Entwässerung der auf der Gesamtlänge im Flussbereich liegenden überwiegend landwirtschaftlichen Flächen und somit dem Binnenhochwasserschutz. Erst letztes Jahr wurde das Überschwemmungsgebiet „Lethe“ im Berich Hundsmühlen durch eine Verordnung neu festgesetzt.

Die Hunte entspringt im Wiehengebirge nördlich von Melle und hat eine Länge von ca. 110 km. Sie führt über Oldenburg und mündet am Huntesperrwerk in die Weser. Auch sie hatte und hat ebenfalls überwiegend die Aufgabe, das Einzugsgebiet vom Binnenhochwasser zu entsorgen.

Aus der beigefügten Vogteikarte aus dem Jahre 1790 ist erkennbar, dass die jeweiligen Wasserläufe im Bereich Tungeln und Hundsmühlen einen ganz anderen Verlauf hatten als derzeit. Damals verlief die Lethe in einem tiefer gelegenen Flussbett ungefähr im Bereich des jetzigen Huntebetts nahe und parallel zu Hundsmühlen in Richtung Oldenburg. Die Hunte floss seinerzeit oberhalb Tungels in Richtung Oldenburg im Bereich des jetzigen Osternburger Kanals, dann durch die Marsch wieder in Richtung Hundsmühlen und von dort in die heute noch bekannte aber stillgelegte „Mühlenhunte“.

Durch den Bau des Küstenkanals (Inbetriebnahme im Jahr 1935) mußte das ursprünglich tiefer liegende Huntebett in Hundsmühlen höhergelegt werden, um den Wasserschutz zu sichern. Dazu wurde dieses ungefähr dem Verlauf des urspünglichen Lethebetts angepasst und ab Tungeln der Höhe des Küstenkanals angeglichen. Der Hochwasserschutz durch die Lethe wurde dadurch sichergestellt, dass (wie oben beschrieben) die Hunte unterdükelt wurde und danach „kanalisiert“ in das ehemals dort fließende Huntebett (danach Osternburger Kanal) eingeleitet wurde.

Der Küstenkanal hat neben der Funktion einer sehr verkehrsreichen Wasserstraße auch die Aufgabe, die Hochwasserspitzen aus den Einzugsgebieten Hunte, Sagter Ems, Leda/Jümme Soeste und Vehne aufzufangen. Das Huntehochwasser wird entsprechend dem Wasserbedarf im Küstenkanals in Hundsmühlen über das Sperrwerk Am Achterdiek, kurz vor dem Stromkraftwerk geregelt. Das Stromkraftwerk wurde im Jahr 1927 in Betrieb genommen. Es staute die Hunte auf das zur Wasserversorgung des Küstenknals notwendige Niveau. Gleichzeitig wurde das durch die Hochlegung der Hunte entstandene Sturzgefälle zur Erzeugung von Strom durch Wasserkraft ausgenutzt.

Winfried Koslowski
Leiter der
„Arbeitsgruppe Ortsentwicklung“